Natur als Gleichnis zur Schöpfung.

Natur als Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Natur als immerwährende gültige Schöpfung.

Eine natur- und menschengerechtere Architektur.

          


Natur, Kunst, Schöpfung sind eine Einheit. Wir haben sie nur auseinandergebracht. Wenn wir die Schöpfung der Natur vergewaltigen, dann werden wir die Schöpfung in uns selbst vernichten, dann zerstören wir uns selbst. Nur die Natur kann uns Schöpfung, kann uns Kreativität lehren. Unser wahres Analphabetentum ist die Unfähigkeit, schöpferisch tätig zu sein. Die Sehnsucht der Menschen nach einem Heim und einem Leben in Harmonie mit der Natur und ihrer individuellen Kreativität ist ungeheuer.

DIE GRÜNE ZITADELLE VON MAGDEBURG ist ein ungewöhnliches Architekturprojekt. Eine Oase für Menschlichkeit und für die Natur in einem Meer von rationellen Häusern. Sie soll die Sehnsucht der Menschen nach Romantik verwirklichen. Es ist genau diese Romantik, die die rationelle Architektur mit tödlichem sterilen Eifer negiert und zu eliminieren versucht.

DIE GRÜNE ZITADELLE VON MAGDEBURG ist ein Gebäude, das sich traditionsgebunden mit einer gewissen Strenge perfekt in die Umgebung des Domplatzes einfügt und dennoch revolutionär und innovativ ist, weil es in die Zukunft weist, in der die Natur und die Träume des Menschen wieder einen Stellenwert erhalten. Ein Haus, auf das Magdeburg stolz sein wird.

DIE GRÜNE ZITADELLE VON MAGDEBURG ist ein Ausgleich und gleichzeitig eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

DIE GRÜNE ZITADELLE VON MAGDEBURG ist eine Mehrung an Kulturgut, eine Bereicherung für Mensch und Natur.

DIE GRÜNE ZITADELLE VON MAGDEBURG wird wachsen wie ein Organismus. Sie ist kein seelenloser, aggressiver Klotz.

Architektur soll den Menschen erheben und nicht gleichschalten und erniedrigen. Architektur soll für den Menschen da sein. Er muß sich in ihr geborgen, wie zu Hause fühlen können. Sie muß seine dritte Haut sein können. Unsere Städte sind zu Beton gewordene Schnapsideen von Architekten, für die der Eid des Hippokrates nicht gilt, der da heißen soll:

'Ich weigere mich, Häuser zu bauen, wodurch die Natur und die Seele der Menschen zu Schaden kommen.'

Die Architektur muß eine lebendige, organische Einheit sein, die sich fortentwickelt und sich ständig wandelt. Die blinde, feige stupide Anwendung der geometrischen geraden Linien hat unsere Städte zu Wüsten gemacht, sowohl im seelischen als auch im ökologischen Sinn. Wenn eine Hundertwasser-Architektur, wie manche behaupten "Schall und Rauch" wäre, "schlimm und inakzeptabel", so könnten doch die Hundertwasser-Projekte niemals diese Gegenliebe der Menschen in aller Welt finden!

Warum kommen denn Millionen von Besuchern in Bussen aus aller Welt die Hundertwasser-Architekturstätten besuchen?

Wieso funktionieren alle Hundertwasser-Architekturen, egal, ob es ein Industriegebäude ist, wo nachweislich eine größere Produktivität erzielt wird von selbstbewußten Mitarbeitern, die stolz darauf sind, in einer natur- und menschengerechteren Industrieanlage tätig zu sein?

Wieso freuen sich die Bewohner eines Hundertwasserhauses, ein streßvermindertes Dasein in einer klimatisierten Oase inmitten der Betonwüste einer Stadt führen zu können?

Wieso sind Schüler in einer Hundertwasser-Tagesstätte so viel glücklicher, froher und offener?

Wieso haben sich die Heilungschancen verbessert in dem Hundertwasser gestalteten Spitaltrakt der Universitätsklinik der Stadt Graz?

Von den Kritikern nicht erwähnt wird,

  • dass man in den Wäldern am Dach des Hundertwasser-Hauses in Wien 20 verschiedene Vogelarten gezählt hat;
  • dass auf der Bärnbacher Kirche Störche und unter der goldenen Kuppel des Fernwärmewerkes Spittelau Turmfalken nisten und am Dachgarten des Kunsthaus Wien jedes Jahr 5 Entenfamilien hochziehen, bis es zu viele werden;
  • dass im Schatten zwischen den Bäumen am Dach Hängematten die Mieter erfreuen,
  • dass durch die Waldvegetation die Wärmeisolierung so effizient wird, dass man mit einem Drittel der Heizungs- und Kühlungskosten auskommt;
  • dass das Klima in der Umgebung der Hundertwasser-Häuser sich deutlich verbessert: mehr spürbarer Sauerstoff, Feuchtigkeitsbalance, Staub- und Lärmschutz, Wasserrückhalt der Dachbewaldungen;
  • dass die Bauarbeiter an Hundertwasser-Architekturprojekten sich einer neuen kreativen Arbeitsethik erfreuen und es schwer haben, wieder auf normale Baustellen zurückzukehren, wo sie nur als Fertigteil-Arbeits-Sklaven verwendet werden;
  • dass zum ersten Mal in der Architekturgeschichte das Fensterrecht im Mietvertrag verankert ist - das Recht jedes Bewohners, die Innen- und Außenflächen kreativ umzugestalten - in Wien und in Plochingen wird von diesem Recht Gebrauch gemacht;
  • dass alle Baustile miteinander harmonieren, wenn sie mit Liebe gebaut werden und nicht seelenlos dogmatisch konzipiert und konstruiert werden. Herz und Seele sind ihr gemeinsamer Nenner;
  • dass in menschlicher gestalteten Häusern die Verbrechens-, Drogen- und Selbstmordrate deutlich abnimmt, so sehr, dass die Wirkung von Hundertwassers Urbanistik in Harmonie mit der Natur und den Träumen des Menschen nicht nur hinsichtlich der Verbrechensbekämpfung, sondern auch hinsichtlich der Verbrechensverhütung mehr und mehr Beachtung findet.
  • dass mehr und mehr Bewohner mehr Zeit lieber zu Hause im eigenen Wald am Dach verbringen, als sich den Stadtfluchtkolonnen anzuschließen;
  • dass zum ersten mal seit 100 Jahren Fabriks- und Zweckbauten wie Lagerhallen, Tankstellen, Autobahnen, öffentliche Toiletten, Fernwärme- bzw. Müll-Verbrennungsanlagen wieder natur- und menschengerechter werden und zum Verweilen einladen, so wie ein Zuhause.

Hundertwasser-Bauten wirken wie eine Befreiung, nach der die Menschen sich schon lange sehnen. L'art pour l'art ist eine Verirrung. Man braucht Kunst, die weh tut, nicht konsumieren. L'architecture pour l'architecture ist ein Verbrechen. Denn man kann einem Haus, in dem man wohnen muß, nicht entrinnen.

Die optische Umweltverschmutzung ist die ärgste, weil sie die Seele des Menschen krank macht.

DIE GRÜNE ZITADELLE VON MAGDEBURG ist eine Erholungskapsel, ein Freudenspender und eine Wiedergutmachung an der anonymen, kalten, menschenverachtenden modernen Architektur á la mode.

Es ist die hohe Aufgabe der Architektur, den Menschen ins verloren geglaubte Paradies zurückzuführen.

Friedensreich Hundertwasser
Neuseeland, im April und Dezember 1999